Wettbewerbsfähig durch technologische Differenzierung
Während in der letztjährigen Studie noch 70 Prozent der befragten Unternehmen die Marktlage als „kritisch“ bis „sehr kritisch“ beurteilten, schätzen sie jetzt die Hälfte der Teilnehmer als „gut“ bis „sehr gut“ ein. „Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass sich weiterhin 50 Prozent der Unternehmen in einer prekären Lage befinden“, merkt Tebis Consulting-Leiter Jens Lüdtke an. „Der Zuwachs kommt aus den Bereichen Medizintechnik und Automotive, entsprechend profitieren nur die Unternehmen, die in diesen Industrien aktiv sind.“ Sich angesichts der besseren Auftrags- und auch Preissituation zu entspannen, dazu sei es deshalb noch zu früh. Das offenbart auch die Einschätzung der Unternehmen, dass sich der Trend zur Vergabe von Aufträgen in den deutschsprachigen Raum, wenn überhaupt, nur geringfügig verbessert – China als stärkster Konkurrent ist nach wie vor sehr präsent.
Worin sich die Branche weitgehend einig ist: Effizienzsteigerung und Durchlaufzeit-Reduzierung sind wichtige Faktoren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. „Um sich hier weiterzuentwickeln, benötigen Unternehmen eine konkrete Strategie“,
erklärt Lüdtke. „In Maschinen mit hohen Laufzeiten zu investieren ist naheliegend, das zeigt auch unsere Studie. Dennoch ist es immens wichtig, sich mit der eigenen Unternehmensausrichtung zu befassen und diese eben auch zu hinterfragen.“ Dazu gehört vor allem, neue innovative Geschäftsmodelle oder Verfahren zu erarbeiten. Denn im Bereich Technologieentwicklung besitzt die Branche noch großes Potenzial: Nur 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, auf eigene Patente zurückgreifen zu können. Und nur 30 Prozent der Studienteilnehmer setzen regelmäßig auf Forschungsprojekte. „Hier ist Luft nach oben“, so Lüdtke. „Über Forschung und Entwicklung kann man sich sehr gut von ausländischen Mitbewerbern abgrenzen. Allerdings setzt das natürlich die Bereitschaft voraus, Investitionen in diesem Bereich zu tätigen.“
Vertrieb – ein vernachlässigter Erfolgsfaktor
Bedenklich ist Jens Lüdtke zufolge der Stellenwert, den die Professionalisierung des Marketings in der Branche einnimmt. Die Auswertung zeigt, dass knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen lediglich einen Zeitaufwand von 5 Stunden pro Woche für aktiven Vertrieb aufwenden. Nur 20 Prozent besitzen überhaupt einen oder mehrere Vertriebsmitarbeiter in Vollzeit. „Das ist viel zu wenig!“, dessen ist sich Lüdtke sicher, denn „die Professionalisierung dieses Bereichs ist ein entscheidender Stellhebel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.“ Die Vernachlässigung hingegen führe insbesondere zu großen Abhängigkeiten von einzelnen Kunden oder Industrien und beeinträchtige dadurch die langfristige Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Im Gegensatz dazu steht der große Aufwand, der in die Projektkalkulation investiert wird: „Da kommt im Durchschnitt ein Mannjahr zusammen. Einen Teil dieser Zeit könnten die oftmals hochqualifizierten Mitarbeiter auch sinnvoller für Marketing aufwenden“, rät Lüdtke. Immerhin ist zu beobachten, dass das Thema „Social Media“ immer mehr in den Fokus der Betriebe gerät. Laut Lüdtke ist die Außendarstellung eine Überschrift, für die Unternehmen in ihrer Strategie unbedingt Maßnahmen und Entwicklungsschritte festlegen sollten.
Nachhaltigkeit als langfristige Chance
Auch wenn das Thema „Nachhaltigkeit“ bzw. „CO2-Neutralität“ gesamtgesellschaftlich in aller Munde zu sein scheint, sieht nur ein Fünftel der Branche darin einen potenziellen Wettbewerbsvorteil. 75 Prozent sehen hier nur langfristig in 3 oder 4 Jahren einen Erfolgsfaktor – oder sogar gar nicht. „Das müssen wir genau beobachten“, sagt Lüdtke. Es wird sich zeigen, ob die OEMs und die Tier1 die nachhaltige Produktion zu einem Entscheidungskriterium bei der Auftragsvergabe machen und ob es seitens der Politik Auflagen dazu geben wird. „Am Ende geht es dabei aber um den Schutz der Lebensräume auf unserem Planeten, deshalb sehe ich hier durchaus eine große Chance“, ergänzt Lüdtke.
Mit klaren Visionen in die Zukunft
Die Studie zeigt einmal mehr: Die Branche durchläuft gerade einen von außen erzwungenen Veränderungsprozess. Dass sich vor allem die Problematik des Preisdrucks von selbst löst, ist nicht zu erwarten. Notwendig ist vielmehr, sich den aktuellen Herausforderungen mit aller Offenheit zu stellen, sich aus der Komfortzone zu bewegen, um sich weiterzuentwickeln – heraus aus der Vergleichbarkeit hin zu mehr Differenzierung. „Möglichkeiten gibt es viele“, sagte Lüdtke. „Insgesamt hat uns die Umfrage durchaus viele Gründe geliefert, optimistisch zu sein. Wichtig sind eine klare Vision, eine passende Strategie und eine gezielte Umsetzung.“